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EU-Vorschriften
Was muss ich als Wholesaler beachten, wenn ich Güter aus Großbritannien in die EU exportiere?
Was muss ich als Wholesaler beachten, wenn ich Güter aus Großbritannien in die EU exportiere?
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Verfasst von Luisa
Vor über einer Woche aktualisiert

Am 01. Januar 2021 hat das Vereinigte Königreich die Europäische Union und damit die EU-Zollunion und den Europäischen Binnenmarkt offiziell nach der Übergangsphase verlassen. Das bedeutet, dass das Vereinigte Königreich im EU-Recht nun als Drittland betrachtet wird, was den Export von Waren in EU-Mitgliedsstaaten beeinflusst.

Der folgende Artikel fasst die Änderungen zusammen, die für eine Marke beim Handel mit Geschäften in der EU gelten. Bitte bedenke jedoch, dass sich die Regelungen je nach Branche und Produkt unterscheiden und nicht alle Szenarien abgedeckt werden können. Wir empfehlen daher dringend, sich mit den lokalen Behörden und Steuerberatern in Verbindung zu setzen, um sicherzustellen, dass die Vorschriften im jeweiligen Fall richtig gehandhabt werden. Zudem ist zu beachten, dass für den Handel zwischen Großbritannien und Nordirland besondere Regelungen bestehen.

Allgemeine Änderungen bei der Handhabung von Zoll und VAT

Generell legt das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Großbritannien fest, dass keine Zölle und Einfuhrbschränkungen gelten. Diese Regelung bezieht sich jedoch nur auf Produkte, die ihren Ursprung oder ihre Endfertigung in Großbritannien oder in der EU haben. Wird ein Artikel in einem anderen Drittland hergestellt (z.B. ein Yoga-Shirt in Sri Lanka), können Zölle anfallen. Mehr Informationen zu den einzelnen Regelungen für verschiedene Branchen können hier gefunden werden.

Die "Rule of Origin" bedeutet, dass ihr eure Lieferketten offenlegen müsst, um die wirtschaftliche Nationalität eurer Produkte nachzuweisen. Diese Informationen sollten auf Rechnungen und Lieferscheinen angegeben werden, um sicherzustellen, dass das Zollverfahren beim Import in die EU effizient abgewickelt werden kann. Wenn die erforderlichen Informationen nicht bereitgestellt werden, können Waren an euch zurückgeschickt werden, was zu einer erheblichen Verlängerung eurer Lieferzeiten führt.

Das neue Abkommen geht auch mit Änderungen in den VAT-Bestimmungen einher. Der Export von Waren aus dem Vereinigten Königreich in die EU wird wie der normale Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und anderen Drittländern behandelt. Daher gilt die Zero-Rated UK VAT sowohl im B2C- als auch im B2B-Kontext. Das bedeutet, dass technisch gesehen keine UK-Mehrwertsteuer gezahlt wird, der Export muss aber trotzdem in der Umsatzsteuerabrechnung und allgemeinen Buchhaltung aufgeführt werden. Weitere Informationen zu den UK-Mehrwertsteuervorschriften findet ihr hier. Es kann auch Fälle geben, in denen es von Seiten der EU erforderlich ist, sich beim Import von Waren in Mitgliedsstaaten für die VAT zu registrieren. Euer Steuerberater wird euch Informationen darüber geben können, ob dies auf euren speziellen Fall zutrifft.

Was muss ich beim Export von Waren aus Großbritannien in die EU beachten?

Da die neuen Regelungen den Handel zwischen beiden Regionen komplizierter machen, ist es sehr wichtig, dass ihr einige Nachforschungen anstellt und den Export sorgsam vorbereitet, damit keine ungeplanten Hindernisse auftreten. Sowohl auf der Website der britischen Regierung als auch auf der des Department of International Trade gibt es zahlreiche Informationen zum BREXIT. Beide Websites können ein guter Ausgangspunkt für eure Recherchen sein. Die folgende Checkliste fasst zusammen, was bei der Vorbereitung des Exports betrachtet werden sollten:

1. Entscheide, ob du die Situation selbst in die Hand nehmen willst

Da es viele Fälle gibt, in denen die Bürokratie kompliziert werden kann, kann es eine gute Idee sein, einen Spezialisten (z. B. einen Spediteur oder Zollagenten) zu beauftragen, der sich um die Einhaltung der Exportbestimmungen kümmert. Dies kann sicherstellen, dass ihr nicht über Hindernisse stolpert, die hätten vermieden werden können. Zudem hilft es euch, sich auf andere strategische Aufgaben zu konzentrieren (z. B. neue Reseller zu finden). Wenn ihr euch entscheidet, die Zoll-Meldungen selbst vorzunehmen, müsst ihr euch elektronisch für das National Export System (NES) mit dem CHIEF-Zugang registrieren.

2. Recherchiere, welche Vorschriften für deine speziellen Produkte gelten

Möglicherweise gibt es für deine Branche und Produkte besondere Vorschriften, die du kennen solltest. Klassifiziere deine Waren und schaue dir die verschiedenen Elemente/Zutaten genauer an (z. B. Sind in deiner Schokolade Nüsse enthalten?). Versuche, wenn möglich, den richtigen Commodity Code zu finden, um die Zollverfahren zu erleichtern. Die britische Regierung hat einen Datenbankservice für britische Bürger eingerichtet, der dabei hilft, die für euch geltenden Vorschriften zu finden.

3. Bereite deine Lizenzen vor (falls erforderlich)

In manchen Fällen benötigst du für die Einfuhr deiner Waren in die EU eine Lizenz. Stelle sicher, dass du diese Lizenz rechtzeitig beantragst, damit sie verfügbar ist, sobald sie benötigt wird. Beispiele für Branchen, in denen Lizenzen erforderlich sein könnten, sind die folgenden:

  • Tiere und tierische Produkte

  • Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse

  • Diamanten (und Schmuck mit Diamanten)

  • Kunstwerke, Antiquitäten und kulturell bedeutsame Waren

  • Lebensmittel (insbesondere Obst- und Gemüseprodukte, Honig, Milchprodukte und bestimmte Öle)

  • Alkohol/Tabak

Detaillierte Informationen zu den eventuell benötigten Lizenzen findet ihr hier.

4. Beantrage die EORI und VAT-ID (falls erforderlich)

Auch wenn du keinen Zoll abführen musst, benötigst du auf jeden Fall eine EORI-Nummer (Economic Operators' Registration and Identification) die mit GB beginnt, um aus Großbritannien in die EU zu exportieren. Wenn du Waren nach Nordirland exportieren möchtest, benötigst du eine EORI-Nummer, die mit XI beginnt. Du kannst diese Nummer ganz einfach online beantragen, was nur ein paar Minuten dauert. Prüfe außerdem, ob in deinem Fall eine VAT-Registrierung erforderlich ist.

5. Prüfe, was dein Kunde tun muss, um deine Waren zu erhalten

In einigen seltenen Fällen benötigt dein Kunde eine Importlizenz, um deine Waren zu erhalten. Setze dich daher mit ihm in Verbindung, um zu prüfen, was benötigt wird und stelle sicher, dass die Lizenzen rechtzeitig besorgt werden. Es ist auch wichtig, dass ihr klar definiert, wer sich um die Organisation der Lizenzen kümmert, damit es keine bösen Überraschungen gibt, wenn die Produkte versandt werden.

6. Achte auf die richtige Rechnungsstellung

Ein entscheidender Teil des Exports in Drittländer ist die Bereitstellung der richtigen Informationen zu dem Zeitpunkt, zu dem sie benötigt werden. Sorge dafür, dass deine Rechnung den Ursprungsnachweis enthält und dass alle benötigten Dokumente (z.B. Zertifikate/Lizenzen) mit der Ware versandt werden. Weitere Dinge, die auf der Rechnung aufgeführt werden müssen, sind: Deine EORI-Nummer, die EORI-Nummer deines Kunden, die VAT-Nummer (falls erforderlich), der Commodity Code (falls erforderlich) und der Preis, zu dem die Ware verkauft wird. Bewahre die Rechnungen zudem für deine Buchhaltung und Zollpapiere auf.

Wir hoffen, dass diese Übersicht euch bei der Organisation eurer Aufgaben in Bezug auf den BREXT hilft. Wenn ihr weitere Fragen zum Umgang mit den neuen Exportvorschriften habt, wendet euch am Besten direkt an einen Berater eures Vertrauens oder an die Behörden. Diese können euch detaillierte Informationen über die für Ihre Produkte geltenden Vorschriften geben. Schaut euch zudem am Besten auch diesen PDF-Leitfaden einmal an, den die britische Regierung veröffentlicht hat. Er enthält ein hilfreiches Flussdiagramm mit Informationen darüber, wie ihr euren Export Schritt für Schritt abwickeln könnt.

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