Harnwegsinfekte
Vor über einer Woche aktualisiert

Von Dr. Michelle Frank, Gesundheitsberaterin aus Indien.

Harnwegsinfekte sind recht häufig, aber die exakte Ursache zu finden, kann schwierig sein. Da Harnwegsinfekteso häufig auftreten, achten wir oft nicht auf Anzeichen, die auf eine schwerwiegendere Grundursache hinweisen, etwa eine Funktionsstörung des Beckenbodens.

Was ist ein Harnwegsinfekt?

Ein Harnwegsinfekt ist eine Infektion des Harnwegesystems. Dazu gehören die Niere, in denen der Harn gebildet wird, die Blase, in der der Harn gespeichert wird, sowie die Harnröhre, durch die der Harn abgeleitet wird.

Ein Harnwegsinfekt verläuft häufig ohne Symptome und heilt von selbst. Wenn Sie die folgenden Symptome feststellen, kann dies auf einen Harnwegsinfekt hindeuten:

  • Brennen beim Wasserlassen

  • Starker Harndrang

  • Häufiger Harndrang

  • Schmerzen oder Beschwerden im Becken

  • Veränderungen in der Farbe oder im Geruch des Urins

Trüber oder blutiger Urin kann auf eine Infektion hinweisen, tritt aber bei einem Harnwegsinfekt nicht unbedingt auf.

Schwerwiegendere Symptome eines Infekts weiter oben in den Harnwegen können auch Rückenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen sein. Suchen Sie bei solchen Symptomen bitte sofort einen Arzt/eine Ärztin auf.

Wie verbreitet sind Harnwegsinfekte?

Bei Frauen ist das Risiko eines Harnwegsinfekts größer, was in erster Linie anatomisch bedingt ist. Man geht davon aus, dass bei 60 % aller Frauen irgendwann ein Harnwegsinfekt auftritt. Das hängt damit zusammen, dass Bakterien sehr einfach vom perianalen Bereich in die Harnwege gelangen. Das Infektionsrisiko ist nach Geschlechtsverkehr bedeutend erhöht. In der Tat ist er Risiko Nr. 1 für einen Harnwegsinfekt.

Zwar werden Harnwegsinfekte oft mit Hygiene in Verbindung gebracht, aber tatsächlich besteht zwischen beiden kein wesentlicher Zusammenhang. Ein wesentlicher Zusammenhang dagegen wurde zwischen Harnwegsinfekten und Blasenentleerung beobachtet. Das heißt zum Beispiel: Wenn Sie speziell nach dem Geschlechtsverkehr Harndrang verspüren, aber Ihre Blase nicht entleeren, steigt die Gefahr eines Harnwegsinfekts drastisch an.

Weitere Risikofaktoren sind u. a. Diabetes, frühere Harnwegsinfekte, genetische Disposition oder Östrogenmangel.

Die meisten Harnwegsinfekte heilen auch ohne Behandlung innerhalb etwa einer Woche. Die effektivste Behandlung bei Harnwegsinfekten ist die Einnahme von Antibiotika.

Wie kann ein Harnwegsinfekt mit dem Beckenboden zusammenhängen?

Der Beckenboden ist im Grunde eine Barriere, die die inneren Organe schützt. Er stützt die Beckenbodenorgane, d. h. Darm, Blase, Vagina und Gebärmutter, und kontrolliert den Schließmuskel sowohl beim Wasserlassen als auch bei Stuhlgang. Er übernimmt mehrere willkürliche und unwillkürliche Funktionen.

Ist der Beckenboden nicht in der Lage, seine üblichen Aufgaben auszuführen, also die An- und Entspannung der Muskeln während des Wasserlassens und des Stuhlgangs, kann dies auf eine Funktionsstörung des Beckenbodens hinweisen.

Eine solche Funktionsstörung zeigt sich oft darin, dass die Schließmuskeln nicht mehr kontrolliert werden können. Ein Anzeichen dafür ist die Unfähigkeit, bei Bedarf zu Wasser zu lassen, oder, im umgekehrten Fall, ungewollter Harnabgang.

Das heiß, eine Funktionsstörung des Beckenbodens kann ganz allgemein dazu führen, dass Blase und Darm nicht mehr vollständig entleert werden können. Dies wiederum kann einen Harnwegsinfekt verursachen, da Restharn eine ideale Umgebung für Bakterien ist.

Die Tatsache, dass sich die Symptome einer Funktionsstörung des Beckenbodens und eines Harnwegsinfekts überschneiden können, erschwert die Diagnose. Bei beiden Erkrankungen können wiederholt Schmerzen beim Wasserlassen, ungewollter Harnabgang, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und allgemein im Beckenbereich auftreten. Das kann zu einem Teufelskreis werden, insbesondere, wenn sich die Behandlung auf den Harnwegsinfekt konzentriert, weil die Grundursache, die Funktionsstörung des Beckenbodens, nicht in Betracht gezogen wurde.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, wenn Sie denken, dass Ihre Harnwegsinfektsymptome eine andere Ursache verdecken könnten.

Die Behandlung von Harnwegsinfekten, die mit einer Funktionsstörung des Beckenbodens zusammenhängen

Zusätzlich zu den Urintests zur Erkennung eines Infekts sollte Ihr Arzt/Ihre Ärztin die Kraft und Dehnbarkeit der Beckenbodenmuskeln prüfen und die Kraft des Beckenbodens mit einem Perineometer messen.

Wurde festgestellt, dass Ihre wiederkehrenden Harnwegsinfekte mit einer Funktionsstörung des Beckenbodens zusammenhängen, könnte Beckenbodentraining hilfreich sein. Durch das Beckenbodentraining kräftigen Sie Ihren Beckenboden und Ihre Fähigkeit, die Schließmuskeln zu kontrollieren. Dies wiederum ermöglicht es Ihnen, Darm und Blase komplett zu entleeren.

Die bei Weitem beste Behandlung einer Funktionsstörung des Beckenbodens ist Physiotherapie. Beim Beckenbodentraining liegt der Schwerpunkt auf der bewussten An- und Entspannung des Beckenbodens. Physiotherapie hilft auch beim Stressabbau, unterstützt effektives Atmen und stärkt nach und nach den Beckenboden.

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